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3 x Popcorn bitte ! | Martina & Wolfgang
  19. Hurra, wir lernen!

Gegen das mulmige Gefühl, das in regelmäßigen Abständen unseren Bauch zwickt, hilft nur, wenn wir unaufhörlich und unverdrossen futtern. Wir
haben begriffen, dass alles, was wir von unserem Futterknecht gereicht bekommen, für uns auch genießbar ist. So was hilft gegen den Hunger.
Es beseitigt ihn und hilft uns, schnellstens zu wachsen. Jeden Tag werden wir größer, wir und unser Hunger auch, der wächst nämlich mit uns.
Längst sind wir groß genug, um uns auch all die leckeren Sachen von viel weiter oben zu holen. Sie müssen nicht mehr direkt vor unseren Nasen
liegen. Jeder von uns kann sich auf seine zwei Hinterbeine aufrichten und sein Gleichgewicht halten, wenn Broccoli, Kohlrabi oder Gurke an der
Futterstange aufgespießt sind oder wenn duftender Salat in einem Futterball eingesperrt über uns baumelt. Es ist eine kolossal wichtige Fähigkeit,
die wir erst mühsam lernen mussten. Ein paar Mal standen wir dabei viel zu kerzengerade und kippten bloß noch nach hinten auf unser kleines
Hinterteil. Jeder hat dann über jeden gelacht. Schließlich konnten wir uns im weichen Streu ja nicht verletzen. Die Leckerbissen waren uns aber
Ansporn genug, um es immer wieder zu versuchen. Jetzt klappt es schon recht gut, weil wir gemerkt haben, dass unsere Vorderbeine auch zum
Festhalten der Beute und zum Abstützen taugen.

Meine Brüder sind richtige Gleichgewichtskünstler geworden. Sie schaffen es schon, sich völlig frei im Raum hinzustellen und mit der hochgereckten
Nase zu schnuppern, was da für interessante Sachen im Anmarsch sind. Natürlich liefern sie postwendend alle ihre Infos bei mir, dem Oberhaupt,
ab und ich habe es dadurch gar nicht nötig, mich übermäßig anzustrengen und akrobatische Höchstleistungen zu vollbringen.
Ich bin doch kein Zirkusgaul!
Aber psssst! Das behalte ich ausschließlich für mich, sonst streikt vielleicht mein Fußvolk und ich erfahre nicht mehr alles.

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 © Martina & Wolfgang Müller / 2009