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3 x Popcorn bitte ! | Martina & Wolfgang
  6. Unser Dilemma

Wir gingen eines Tages ganz überraschend auf Reisen und wurden dazu von den Zweibeinern in ein kleines Körbchen gesetzt. Immerhin
durften wir vier aber zusammenbleiben und die Mama war auch dabei. Es konnte uns also gar nichts Schlimmes passieren.
Am Reiseziel angekommen, wurden wir einzeln von ei-
nem übel nach Medizin riechenden Zweibeiner ange-
guckt,gedreht und gewendet und danach wieder unbe-
schädigt ins Körbchen zurück gesetzt. Angst hatte nur
derjenige, der als erster dran war, aber einen musste
es ja zwangsläufig treffen.
Der Grünkittel wiegte seinen Kopf und verkündete den
Zweibeinern unser Dilemma: Unser Quartett besteht
nicht aus der erhofften Konstellation aus zwei Weiblein
und zwei Männlein, sondern die Geschlechter sind
drei zu eins verteilt. Es heißt: Männer voran!
Selbst unsere Nummer vier, der zierlichste und wehleidigste aller Quieker ist männlich, trotz seines völlig unmännlichen Benehmens.
Das machte den Zweibeinern unsere künftige Aufteilung in Gruppen sehr schwierig. Wir sahen es an ihren langen Gesichtern. Trotzdem
änderte das nichts an uns, wir hatten eben Männerüberhang. Die Mama hatte uns schließlich so geboren.
Werden wir in eine Männer-WG kommen oder in eine gemischte Gruppe - uns ließ diese Frage vorläufig noch völlig kalt. Uns interessier-
te nur der Futternapf, das Umhertollen und ein warmes Eckchen zum Schlafen. Alles andere würde sich bestimmt finden im Lauf der Zeit.
...und es fand sich auch, wenn auch erst nach sehr traurigen Ereignissen.
Noch am Abend des 4. Novembers hatten wir übermütig mit unserem Minipapa wilde Jagd gespielt. Danach zog er sich wie immer zu seiner
Ruhepause in die Hütte zurück. Erst am Morgen bemerkten wir, dass er einfach nicht zum Futternäpfchen kam und wir quiekten auffordernd
nach ihm. Aber Papa Hinkebeinchen konnte nicht mehr kommen. Im Schlaf war sein kleines krankes Herzchen einfach stehen geblieben und
nur sein toter Körper lag stumm und steif in der Hütte.
Wir mussten zum ersten Mal von jemandem, den wir liebten, Abschied nehmen und ahnten, dass der Minipapa niemals mehr wieder käme.
So traurig das auch war, für eines unserer Männlein war nun in der WG von Mama Xena und Onkel Herkules ein Platz frei geworden. Das
vereinfachte die Aufteilung. Schweinchen 1 würde bei der Mama bleiben dürfen und wir anderen bilden gemeinsam eine neue WG.

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 © Martina & Wolfgang Müller / 2009