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Naturgedichte | Martina Müller
 
Tausendschön


Die Saat fiel schon im Frühjahr aus
und ruhte in der Erde;
im Spätherbst wurden Pflänzchen draus,
die Wärme kaum noch nährte.

Mit milder Hand bedeckte ich
sie dicht mit Tannenzweigen
und wollt, dass sie nicht bitterlich
ihr Haupt vor Kälte neigen.

Der Winter stand ja vor der Tür,
der grobe Frostgefährte;
der Knabe ohne ein Gespür
für Pflänzchen - zart - in Erde.

Ich irrte mich; lang blieb's hier mild
und Frost nur in der Ferne.
Jetzt bietet sich mir schönes Bild,
das ich betrachte gerne:

Gehegt, gewärmt, gewachsen still,
schob sich das Blütenkrönchen
durchs Tannengrün, weil's blühen will;
das kleine Tausendschönchen.

Ich grüß' es froh und schiebe sacht,
den Tannenzweig beiseite;
die Sonne küsst vor langer Nacht
und wärmt die Blütenfreude.

Der kleine Gruß vom Frühling schon,
er leuchtet mir so helle
in Rot und Weiß und Gelb und wohn'
noch lang auf dieser Stelle...

Und wenn es Frost wird noch einmal,
dann will ichs wieder decken;
treff bei den Zweigen gute Wahl,
um's drunter zu verstecken.

Damit es überdauern kann,
bis tausendschöne Zeiten
für ihre Blüten fangen an -
...und für uns Frühlingsfreuden



Text und Foto: © by Martina Müller
 
 © Martina Müller / 2009