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Naturgedichte | Martina Müller
 
Rosen im Jahreslauf


Im Winter ruht der Rosenstrauch,
in sich gekehrt, still wie ein See;
ist wohlbehütet sicher auch,
so unter Eis und Schnee.
Er schläft und träumt von Sommerszeit,
von Sonnenschein gar hell,
dass nach der Ruhe er bereit
sei, auszutreiben schnell.

Das Frühjahr naht, er merkts geschwind,
machts Wurzelwerk mobil zum Tanz
und ist der Sonne liebstes Kind.
Schon zieht in Blätter Glanz.
Er reckt in jeden Sonnenstrahl
sein noch karges Geäst;
treibt Blätter aus mit einem Mal
für fernes Blütenfest.

Er grünt geschwind, setzt Knospen an,
gar viele sind es, klein und fest,
an jedem Zweig sind welche dran;
er schafft ein grünes Nest
und wiegt sie schon vom Morgengraun
bis in die tiefe Nacht.
Im Sommerwinde voll Vertrau'n
hegt er sie mit Bedacht.

Die Knospen reifen, werden prall,
die Farb zeigt sich in kleinem Spalt.
Es kommt die Schönheit überall
mit Macht hervor gar bald.
Entfaltet und im Petticoat
die Rose tritt ins Licht,
der Strauch beschützt sie sowieso;
wehrt alle ab und sticht.

Der Blütenanblick ist begehrt,
da ist kein Mensch, der sie nicht mag,
wenn makellos und unversehrt
sie blüht im jungen Tag.
Sie dreht sich eitel her und hin
im tiefen dunklen Grün
und ist der Blüten Königin
bis zu ihrem Verblühn.

Der Rosenstrauch sorgt ganz getreu
mit all der ihm verbliebnen Kraft,
bis sich selbst letzte Rose freu
und ihr Erblühen schafft.
Dann wird es still um sein Geäst
und um sein Blütenglück.
Es hält die Kälte ihn ganz fest.
Die Ruhe kehrt zurück.

Text: © by Martina Müller
 

Text und Foto: © by Martina Müller
 
 © Martina Müller / 2009