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Heiter und so weiter... | Martina Müller
 
Die Fliege


Der Sonntagmorgen ist mir heilig,
denn dann hab' ich es nicht eilig,
fröne länger meiner Ruh'
und mach die Augen noch mal zu.

In Träume wollt’ ich mich versenken,
doch an Schlaf war nicht zu denken,
denn mit lästigem Gebrumm
schwirrt eine Fliege um mich rum.

Ich scheuch sie weg von meinem Kissen,
sie aber will mich wohl nicht missen,
immer dreht sie ein paar Runden,
kommt und hat mich neu gefunden.

Ins Haar fliegt sie und summt ins Ohr.
Mit Wut nehm ich die Brille vor
und bin beseelt vom wilden Drange,
dass ich das Untier schnellstens fange.

Welch Störenfried, der schnöde Tor...
Ich stelle mir schon lebhaft vor,
wie ich sie bringe um ihr Leben...
Jedoch der Handstreich geht daneben!

Flott fliegt sie auf und brummt empört,
scheinbar hab nun ich sie gestört.
Danach sitzt sie am Kleiderschrank
und putzt sich eine Weile blank.

Sie striegelt Flügel, Bauch und Bein.
Es ist so still, ich nicke ein
und träume grad, dass ich sie packe,
da fliegt sie an und spielt Attacke.

Die Fliege fühlt sich stark und mächtig
und wird fortan noch niederträchtig.
Mein wildes Fuchteln stört sie nicht,
sie fliegt mir mitten ins Gesicht.

Das ist zu viel zum stillen Dulden!
Ich hebe mich aus Pfühles Mulden
und gehe, gähnend und verstohlen,
ein gewisses Etwas holen.

Nun sitzt die Fliege in der Patsche,
denn ich griff mir die Fliegenklatsche,
wehe dir, du dumme Fliege!
Es ist klar, dass ich jetzt siege.

Das konnt' die Fliege wohl schon ahnen...
Nun dreht sie oben ihre Bahnen.
Sie summt, als lache sie mich aus
und fliegt zum Fensterspalt hinaus.


Text: © by Martina Müller
 
 
 © Martina Müller / 2009