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Gedichte zu Bildern / Fotos... | Martina Müller
 
Wilder Eber


Bist frei geboren und lebst frei,
wählst - die du ziehst - die Kreise;
bestimmst, was deine Heimat sei
auf wilder Eber Weise.

Du grunzt und wühlst den Acker um,
brauchst Gabel nicht und Messer;
kennst Hunger nie und bist nicht dumm
als Alles-gerne-fresser.

Stolz und allein haust du im Wald,
hast wehrhaft spitze Hauer,
denn nur der Starke wird hier alt.
Manch Feind liegt auf der Lauer.

Die Suhle zieht dich magisch an,
du wälzt dich mit Behagen;
als Kruste haftet Schlamm dir an,
dass Zecken dich nicht plagen.

Gesellig bist du kurze Zeit,
nur wenn dich Sauen locken;
mit den Rivalen hast du Streit,
doch kannst du die meist schocken.

Die Frischlinge in großer Zahl,
die deine Gene tragen,
sind Tiere allererster Wahl.
Du kannst dich nicht beklagen.

Nur eins ist schlecht: Der Jägersmann
hat dich zum Ziel erkoren.
Wenn er dich sieht und treffen kann,
dann hast du voll verloren.


Text: © by Martina Müller

Schnellskizze - Kohle auf Papier : © by Lothar Schubert


Das Gedicht "Wilder Eber" entstand nach einer Schnellskizze des Laienkünstlers Lothar Schubert ( Kohle auf Papier)
im Juli 2008 zur Finissage seiner Ausstellung in der Schöpfkelle.

 
 © Martina Müller / 2009