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Heiter und so weiter... | Martina Müller
 
Kleine Anleitung zum Gedichteschreiben      


Ich setz mich hin und schreib jetzt ein Gedichtchen,
dann kannst du sehen auf der Stelle, wie ichs mach:
Nehm für die ersten Zeilen nur den Reim, den richt’gen,
und achte auf den Rhythmus immer erst danach.

Der Rhythmus steht schon nach der ersten Strophe
und wie er ist, so will er eingehalten sein.
Nein, ständig wechseln, das ist nur genehm für Doofe!
Es passt sich der Poet die Inhalte leicht ein.

Die deutsche Sprache hat so viele Worte,
mit denen du perfekt jonglierst und heiter spielst.
Was die Musik erschafft mit piano und forte,
das schaffst du auch, wenn du nur auf dich selber zielst.

Du glaubst es kaum, wie sich die Sinne biegen,
gesetzte Inhalte sich hüllen und entzerrn,
wenn ehrlich nur das Fühlen fließt und keine Lügen
dann sorgsam legen sich um des Gedankens Kern.

Gewiss, die Übung wuchs mir über Jahre,
in denen ich Gedanken so oft niederschrieb
und stöbernd Passform suchte im Vokabulare,
mit Reim und Rhythmus mir die Zeit so oft vertrieb.

Gedichte sind wie Falter auf der Wiese,
sie sind des Geists Gebilde, flatterleicht und bunt.
In eine Form gepresst sind Worte sehr präzise,
sie überbrücken Wege zwischen Herz und Mund.

Hab ich sie einmal für uns eingefangen,
dann lasse ich sie tanzend tausend Kreise drehn
und weiß genau, das stillt mein Formulierverlangen.
Ich lass mich stille kreative Wege gehn.

Wer musiziert, trifft leicht die richt’gen Töne
und wer gezielt Figuren schlägt aus hartem Stein,
der hat - so wie auch ich - den rechten Blick fürs Schöne
und kann im Leben nie mehr ohne diesen sein.

Das ist ein Blick, der schärft mir alle Sinne -
Poetensicht gibt paarweis mir gleich Reime ein;
ich greif sie mir nur aus der Luft, dort sind sie drinne
und Fantasie verwebt auch mit den Sonnenschein.

Du fragst mich jetzt, genau an dieser Stelle,
ob ich den Lauf schon ab dem ersten Verschen kenn. -
Ich zieh bedächtig los beim Schreiben auf die Schnelle
und zünde unterwegs die Feuer, bis ich brenn...

Ein guter Rat: Planst du zum Stift zu greifen,
dann sei flexibel bei und denke auch ums Eck!
Wenn du es willst, lass die Gedanken freier schweifen
und später schleif die Holperkanten einfach weg...

Text: © by Martina Müller
 
 
 © Martina Müller / 2009