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Naturgedichte | Martina Müller
 
Altweibersommer


Der Vogel flieht, die Zeit ist reif,
die Herbstzeitlose blüht;
die Sonne sticht den Nebelstreif,
der abends landwärts zieht.

Die Stimmung schwitzt, es transpiriert
in Mittagsglut die Zeit,
vom Weinlaub ist der Zaun verziert.
Der Wind ist schon befreit.

Ein loser Ziegel auf dem Dach
hat keine Chance mehr.
Der Herbstwind stürmt, versteht sein Fach
und räumt den Dachplatz leer.

Das Spinnlein fliegt am Faden fort,
es wechselt sein Quartier.
Die Sonne scheint am andern Ort
nicht wärmer noch als hier.

Altweibersommer ist nun mal
nur Glut für kurze Stund,
bald sind die Bäume wieder kahl,
schon abends geht es rund.

Das Thermometer fällt dann ab,
Reif deckt das Wiesengrün,
die Blätter segeln in ihr Grab,
vorbei ist Sonnenglühn.

Doch nächster Sommer kommt heran,
mit großer Sicherheit
schaut euch nur den Kalender an!
Das ist der Lauf der Zeit.


 

Text und Foto: © by Martina Müller
 
 © Martina Müller / 2009