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Naturgedichte | Martina Müller
 
Alter Baum


Ich sehe einen Riesen
vor mir im Dämmerlicht;
still hebt er sich aus Wiesen
und sieht mich sicher nicht.

Wo er steht, stand er immer,
rührt niemals sich vom Fleck,
es ist die Welt sein Zimmer
und nimmer will er weg.

Er trotzt dem Sturm, dem Regen,
der Hitze und dem Eis;
ist für Jahrhundertsegen
lebendiger Beweis.

Sein Haupt, es spendet Kühle,
der Korpus ist kompakt.
Wohlwollende Gefühle
versendet er im Takt.

Ihm ist die Heimat heilig
und Reiselust nur fremd,
er schaut ins Land, nicht eilig,
derweil der Wind ihn kämmt.

Dem Riesen will ich winken
wie einem guten Freund,
dass nie er möge sinken,
dass Sonne ihn bescheint,

dass aufrecht er im Lichte
des nächsten Tages bleibt
und dass er die Geschichte
mal selber fertig schreibt.

 

Text und Foto: © by Martina Müller
 
 © Martina Müller / 2009