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Hobby-Fotografie | © by Martina und Wolfgang

      Auf der Fahrt zum nächsten Zielort - Stranda         Juli 2011

Nach der Bewältigung der Serpentinenstraße und dem Blick über die Felskante am Stigfossen haben wir noch etwas Zeit für Andenkenbuden übrig, für Trolle und Souvenirs. Touristen sind ja meistens anfällig für jede Art Erinnerung an ihre Rei-
sen. Bloß kitschig sollten sie nicht unbedingt sein. Wir kaufen uns einen großen Norwegenkalender mit 12 herrlichen Fjord-
aufnahmen für 2012 und freuen uns schon darauf, wenn er im nächsten Jahr im Flur aufgehängt wird. Trollig - Trollig !
Ansonsten gucken wir uns um zwischen den Regalen, belachen manches Kuriosum, anderes fotografieren wir und lesen den Vordruckzettel, auf dem bescheinigt wird, uns gebührt ein Trollstigen-Zertifikat. Auch das lässt sich vermarkten.
Gleich geht die Busreise weiter. Die vielen vereisten Schneereste zwischen den Steinen und am Straßenrand werden im-
mer größer und dicker, das macht die Luft kalt in dieser Höhenlage. Teilweise verschwindet die Straße gleich ganz in den Wolken, alles wirkt grau um uns wie dicke Suppe. Hoffentlich nehmen sie die Landschaft nicht ganz rein, lachen wir.
Auf dieser Höhe windet sich die Straße neben fließenden Gewässern durch die Gegend und wird von noch höheren Ber-
gen gesäumt. An die vielen Wasserfälle haben wir uns schon gewöhnt. Wir durchqueren einige Bergzüge per Tunnel, ha-
ben meist neben der Straße Wasserläufe und auf der anderen Seite steile Felswände mit riesigen Felsbrocken zu Füßen.
Heutiges Ziel, der Ort Stranda, ist eine Kommune im Fylke Møre og Romsdal. Geiranger und Hellesylt, die Abfahrts- und Ausstiegstellen unserer morgigen Tagesfahrt durch den Geiranger-Fjord, gehören ebenfalls zu diesem Verwaltungsbezirk.
Stranda liegt am Storfjord im Inneren Sunnmøre. Aber noch ist von einem Fjord wenig zu sehen, wir fahren unentwegt durchs Gebirge und haben Bergmassive vor, hinter und neben uns. Nach jeder Tunneldurchfahrt erwarten wir den Fjord.
Unser Bus fährt eine schier endlose Strecke auf einer Ebene in dieser Höhe, aber dann bemerken wir das kontinuierliche Abwärtsfahren. Andauernd müssen wir schlucken, es wirken sich die Druckunterschiede gewaltig auf unsere Ohren aus.
Plötzlich, nach nur einer weiteren Tunneldurchfahrt liegt er plötzlich vor uns - der schöne Storfjord. Das ist eine Land-
schaft vom Feinsten; zwar sind auch hier noch immer Berge und Felsen, aber durch die begrünten Hänge und den sich da-
rin einschmiegenden Fjord ist das von der durchfahrenen grau-in-grauen Gesteinswüste ermüdete Auge entzückt.
Sämtliche Businsassen blicken fasziniert durch die Fenster der linken Busseite auf das Wasser. Das ist leicht möglich, ist unser Bus doch bei dieser Fahrt nur zur Hälfte besetzt und auf jeden Mitfahrer kommen zwei Plätze. Linke und rechte.
Nach kurzer Weiterfahrt erreichen wir die Anlegestelle der Fähre, die uns samt Bus ans andere Ufer nach Stranda brin-
gen soll. Momentan ist das Schiff aber noch nicht da und wir müssen bis zur nächsten Abfahrtszeit warten. Das Ufer des Fjords ist felsig, aber die Aussichten sind toll. Wir wissen, dass die Überfahrt nach Stranda ungefähr 20 Minuten dauert.
Der Storfjord ist ein großer Fjord, das verrät schon sein Name, denn im Norwegischen bedeutet 'stor' so viel wie 'groß'. Ein Teil des Storfjords liegt in Nordnorwegen, aber auch auf schwedischem und finnischen Gebiet liegen Anteile dieses Fjords. Eigentlich ist es gar kein richtiger Fjord, sondern eine Meerenge, die die Hauptinsel Spitzbergen von den kleineren Inseln Edgeøya und Barentsøya in einem Abstand von nur 1 km trennt, sehr oft zugefroren, oder zumindest voller Eisschollen ist.
Dass wir noch viel mehr Schönes zu sehen bekommen, ist uns klar. Also: Bitte - recht freundlich fürs Foto! Na, jetzt könnte die Fähre aber wirklich kommen! Der aufgefrischte Wind macht das Warten unangenehm. Wir vertreiben uns die Zeit, pro-
bieren unsere bisher erworbenen Englisch-Kenntnisse an einem Plakat aus. Den Text übersetzen wir auch ohne Wörter-
buch. Siehe da, es klappt schon richtig gut. Dann dampft die Fähre an, kommt näher und näher und legt endlich an.
Autos rollen von Bord, das Schiff leert sich. Erst danach können wir auf die Fähre laufen und unser Bus fährt ohne seine Reisenden darauf. Die Überfahrt ist relativ kurz, die Aussicht jedoch grandios, aber es weht ein sehr stürmischer Wind, der uns auf Deck mächtig beutelt und dann schlussendlich doch wieder vom Oberdeck nach unten ins geschützte Eck vertreibt.
Aber eine leise Ahnung von den Schönheiten der Fjorde haben wir schon mal bekommen. Im kleinen Hafen von Stranda legen wir nach einer reichlichen Viertelstunde Überfahrt an, verlassen die Fähre und besteigen nur für ein kurzes Stück noch einmal den Bus, um im Ort drei Straßen zu fahren, dann sind wir da. Das Ende der Busfahrt - na Gottseidank!
Stranda wurde zu Beginn des 19. Jahrhundert als 'strond' gegründet und erhielt seinen Namen nach der Lage am Strand des Storfjords. In Stranda spielt Industrie eine große Rolle, vor allem Möbel- und Fleischindustrie. Im Ort befinden sich so-
wohl die größte und modernste Pizzafabrik, als auch die modernste Abdeckerei Norwegens. In der Nähe befindet sich das Åkerneset-Gebirge, das als instabil gilt und daher messtechnisch überwacht wird. Sein Bergsturz in den Fjord könnte eine riesige Tsunamiwelle auslösen und da Stranda am Ufer liegt ist das eine Gefahr. Der Berg soll bloß da bleiben, wo er ist!
Einzug - Koffertransport, treppauf...Im Hotel beziehen wir unsere Zimmer. Na Hilfe, die sind ja alle völlig verqualmt! Abge-
standener Rauch hängt im Zimmer und an jedem Gegenstand. Aschenbecher stehen auf den Tischen bereit für nächste Raucher. Hier herrscht in Zimmern kein Rauchverbot - unglaublich, aber alle Zimmer sind so. Unsere erste Amtshandlung deshalb: Wir passionierten Nichtraucher reißen sämtliche Fenster sperrangelweit auf, um den Mief gründlich rauszulassen.
Für uns wird es Zeit, zum Abendbrot nach unten zu gehen. Es gibt eine Kürbissuppe und ein Bauwerk aus dreierlei Fisch, ich glaube Lachs, Kabeljau und Rotbarsch mit einer fruchtigen Tomatensoße. Das schmeckt allen sehr gut, auch denen, die zuerst die Tomatensoße zum Fisch skeptisch beäugt haben. Der Kaffee ist für uns kostenfrei, den können wir uns am Au-
tomaten selber holen. Also trinken wir Kaffee. Als Dessert wird uns eine Schale gefrorener Pudding mit Sirup gereicht.
Nach diesem reichlichen Abendessen und richtig gut gesättigt, sind wir friedfertige Zeitgenossen. Wir meckern also nicht mehr über die verqualmten Zimmer, sondern gehen an die frische Luft und machen im Ort einen ersten Erkundungsgang.
Nach dem Essen soll man ruhn oder tausend Schritte tun, erinnern wir uns erneut lachend unseres Mottospruches. Der gilt für uns immer im Urlaub, also auch hier in Stranda..., und wir ziehen wie stets die 1000 Schritte der faulen Ruhepause vor.
Allerdings können wir nach der straffen Durchwanderung des Ortes und der Besichtigung des kleinen Hafens im Nachhi-
nein nicht sagen, ob es nun wirklich tausend Schritte geworden sind...na eine kleine Differenz macht den Kohl nicht fett!

 
 © Martina & Wolfgang Müller / 2009  <== zurück zur Auswahl