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Hobby-Fotografie | © by Martina und Wolfgang

      Teatro Bibiena in Mantova        und Haus des Hofnarren Rigoletto

Der Blick zur Uhr treibt uns zur Eile und dabei wird es uns trotz des Nebels beim Gehen warm. Um 11:20 Uhr ist wie-
der Treffpunkt am Bus, wo wir ihn verlassen haben. Ein Wegweiser leitet uns ohne Irrwege zum Teatro Bibiena.
Für 2 Euro können wir es besichtigen. Die äußere Fassade sieht ganz ordentlich aus, aber was sich dahinter verbirgt, lässt wieder staunen. Nie im Leben hätten wir uns dieses Theater so vorgestellt. Die investierten 2 € lohnen sich.
Das Theater wurde in der Zeit zwischen 1767 und 1769 von Antonio Galli Bibiena (1700 bis 1774) im Auftrag der Accademia degli Invitti gebaut. Der Saal hat einen originellen glockenförmigen Grundriss, schon das überrascht...
Die Bühne ist feststehend. Die sie zierenden Holzskulpturen im Hintergrund zeigen vier hervorragende Mantuaner.
Ehre von Darstellung und Platzierung auf der Bühne gebührt Vigilio, G. Bertazzolo, P. Pomponazzo und B. Castiglioni.
Die Glockenform des Theaters sticht besonders ins Auge, wenn man empor zu Decke schaut. Sie ist ganz deutlich zu erkennen und ihre Musterung fügt sich sehr harmonisch ins Gesamtensemble ein. Eine grandiose Wirkung erreicht auch die Beleuchtung der Bühne mit violettem Licht.
Die vier Logenreihen des Theaters sind mit Schwarz-Weiß-Bildern Bibienas geschmückt und verewigen den Künstler.
Durch die Künstlerfamilie Galli Bibiena kam das Barocktheater zu seiner höchsten Blüte. Auf dem Gebiet der Bühnen-
dekoration repräsentieren ihre genialen Schöpfungen Spitzenleistungen. Wir waren hier alle sehr beeindruckt.
Der barocke Baustil, die verspielten Accessoires, die den Saal zieren, die Lichtstimmung, die geschwungenen Trep-
pen, die zu den Emporen hinaufführen, die beleuchtete Bühne und nicht zuletzt der Blick in die Sesselreihen des Par-
ketts...einfach wunderbar. Hinter den gerafften Vorhängen wird der Saal von einem Gang umrundet, der u.a. zu den für das Publikum notwendigen Räumlichkeiten führt und den wir im Rahmen unseres Rundgangs aufsuchen mussten.
Am 3.12.1769, kurz nach Fertigstellung des Theaters, trat der junge Wolfgang Amadeus Mozart in diesem Saal auf.
Sein Vater schrieb danach über das Theater: "In meinem Leben habe ich noch nichts schöneres dieser Art gesehen".
Dem lässt sich bis auf den heutigen Tag noch nichts hinzufügen. Wir wiederholen in Gedanken andächtig diesen Satz.
Im Foyer liegen zahlreiche Infohefte aus und Plakate weisen auf die laufenden Prgramme oder Wissenswertes hin. Musikfreunden ist ein Besuch des Theaters Bibiena wärmstens zu empfehlen. Sie werden dabei in Mantua ein Kleinod aus dem 18. Jahrhundert entdecken und begeistert sein. Noch besser wäre es natürlich, eine Aufführung anzusehen.
In seinen Bann zog uns auf unserem Rückweg zum Bus das Haus des Hofnarren Rigoletto, der Info Point Rigoletto.
Als Giuseppe Verdi im Jahr 1850 darum gebeten wurde, die Musik zum Schauspiel "Triboulet" von Victor Hugo zu kom-
ponieren, akzeptierte er den Vorschlag, obwohl er nicht daran glaubte, dass das Stück aus politischen Gründen ange-
nommen werden würde. Tatsächlich verboten sowohl die Leitung des Theater La Fenice als auch die Behörde für öf-
fentliche Ordnung eine derartige Aufführung. Verdi und der Librettist verlegten die Oper, ohne den Namen der Stadt zu nennen, in das Mantua der Renaissance nannten die Oper nur noch "Rigoletto". Die neue Fassung der Oper wurde von der Habsburgischen Regierung genehmigt und ihre Uraufführung am 11.3.1851 hatte großen Erfolg.
Der Stil dieses alten Hauses findet eine schöne Beschreibung auf dem Libretto von Verdi und es scheint, dass das "Haus von Rigoletto" nicht weit vom Herzogspalast schon im 15. Jahrhundert existiert hat.
An allen Bäckerläden, die das für die Stadt Mantua typische Gebäck Sbrisolina in ihren Schaufenstern anpriesen, sind wir standhaft vorbei gezogen. Wir steuern das Caffè Modi an. Hier wurden wir bei unserer Ankunft so nett bewirtet.
Das soll sich lohnen für diese geschäftstüchtige Bäckersfrau, denn wir wissen dank der von ihr verteilten Kostehäpp-
chen schon, wie lecker diese Sbrisolona bei ihr schmecken... Mit recht vollen Tüten ziehen wir nun zum Bushalteplatz.
Überall hieß das Gebäck ein kleines bisschen anders, Sbrisolona, Antonella meint Sbrisolone und im Bäckerladen sagt das Etikett Sbrisolina. Alles egal, Name ist Schall und Rauch, ist eh' immer dasselbe: leckerer italienischer Krümelku-
chen aus: 170 g Mandeln, 200 g Weizenmehl, 130 g feinem Maismehl, 170 g Zucker, 1 Päckchen Vanillinzucker, der abgeriebenen Haut einer Zitrone und 80 g Butter.
Zur Zubereitung muss man die Mandeln in Stücke schneiden und die Zitronenschale abreiben. Die beiden Mehlsorten, den Vanillinzucker und die Butter miteinander vermischen, mit der Hand durchkneten und nach und nach die Mandeln, die geriebene Zitronenschale dazugeben und mit der Hand weiterkneten. Wenn der Teig nicht mehr an den Fingern klebt, kann er in die mit Backpapier ausgelegte Form gefüllt werden und muss auf mittlerer Schiene bei 180°C etwa 35 - 50 Minuten backen. Die Backzeit hängt vom Ofen ab. Deshalb ist die Farbe des Kuchens zu beobachten. Wenn die Oberfläche anfängt, braun zu werden, muss er raus! G u t e n    A p p e t i t !
Am Fußgängerüberweg wurde eine Amsel überfahren ... ob die mal ausnahmsweise laufen wollte? Sicher bei ROT. Das hätte sie wohl lieber lassen sollen. Nun ist sie platt wie eine Briefmarke und vielleicht auch eine Warnung für eilige Fußgänger, die hier wie auch anderswo das warnende ROT der Ampeln aus Eile ignorieren...
Mantua war ein Traum aus der Renaissance, denn in hier ist diese Epoche nicht nur zu besichtigen, sondern wirklich zu erleben. Diesem Eindruck von Zeitlosigkeit verdankt die lombardische Stadt, dass sie 2008 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Mit diesem Wissen und dem besten Eindruck, trotz der ungastlichen Nebelsuppe, blicken wir zurück auf die von drei künstlich angelegten Seen umgebene Insel-Stadt und verlassen sie bedauernd über die Brücke zwischen Lago Inferiore und Lago di Mezzo. Wir wissen, wir werden uns noch lange ihrer erinnern.

 
 © Martina & Wolfgang Müller / 2009  <== zurück zur Auswahl